Das Barnabasevangelium:
Geheime Bibel?
Verbirgt eine in einer Polizeiaktion gegen einen türkischen Schmugglerring entdeckte „geheime Bibel“ die tatsächliche Wahrheit über die Identität von Jesus Christus? Laut einem Vertreter der türkischen Behörden könnte es sich bei dem 1500 Jahre alten in Leder gebundenen Text, der 12 Jahre lang versteckt gehalten wurde, um eine authentische Fassung des Barnabasevangeliums handeln.
Muslimische Blogs haben sich mit Feuereifer auf diese Entdeckung gestürzt: Einige Islam-Gelehrte behaupten nämlich, das Barnabasevangelium sei „von der christlichen Kirche wegen seiner deutlichen Parallelen mit islamischen Ansichten über Jesus unterdrückt worden”. [1] Ganz in diesem Sinne hat eine Umfrage auf einer islamischen Webseite ergeben, dass mehr als die Hälfte ihrer Leser das Barnabasevangelium für das wahre Evangelium des Jesus halten.[2] Der muslimische Autor Muhammad Ata ur-Rahim gibt an: „Das Barnabasevangelium ist das einzige bekannte überlebende Evangelium, welches von einem Jünger Jesu verfasst wurde …“[3] Laut Rahim war dieses Evangelium in der Urkirche bis ins Jahr 325 A.D. weit verbreitet.
Diese „geheime Bibel“ nennt Barnabas als einen der ursprünglichen zwölf Jünger Jesu. In der Apostelgeschichte jedoch beschreibt Lukas Barnabas als einen Jünger, der nicht zur Gruppe der innersten zwölf zählte und erst später zusammen mit dem Apostel Paulus missionarisch tätig war. Im ersten Jahrhundert sprachen Paulus und Barnabas auf ihren Reisen nachdrücklich immer wieder von Jesu Tod, Auferstehung und seiner Rolle als Gott dem Herrn.[4]
Ein anderer Jesus?
Obwohl das als Barnabasevangelium bezeichnete Dokument in weiten Teilen die gleichen Inhalte enthält wie die vier Evangelien des Neuen Testaments, sind die beiden Dokumente hinsichtlich der Identität von Jesus Christus stark unterschiedlich. Unter den wesentlichen Unterschieden ist die Tatsache, dass das Barnabasevangelium
• die Gottheit Jesu ableugnet
• die Trinität ablehnt
• die Kreuzigung Jesu ableugnet
und Jesus als den Messias ableugnet. (Diese Ansicht steht im Widerspruch mit dem Qur’an.) Das historische türkische Manuskript unterscheidet sich insofern von den Lehren des Qur’an, als es Mohammed und nicht Jesus als den Messias bezeichnet.[5] Wie der Qur’an beschreibt das Barnabasevangelium Jesus jedoch als rein menschlich. Jesus gibt darin angeblich an:
„Ich bekenne vor dem Himmel und rufe alles, was auf der Erde lebt, als Zeugen an: Ich bin nicht der, als der mich die Menschen ausmachen, nämlich, dass ich mehr als ein Mensch bin. Denn ich bin ein Mensch, von einer Frau geboren, und unterliege Gottes Urteil; und ich lebe hier wie andere Menschen, ausgesetzt allem Üblen.“[6]
Somit läβt das Barnabasevangelium eindeutig Jesus seine Gottheit ableugnen, wohingegen der Apostel Johannes Jesus ebenso eindeutig als Sohn Gottes beschreibt, als den Schöpfer der Welt: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist… Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit…[7]
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