Frühe Kritiker
Im Gegensatz zu Browns Behauptungen war es nicht Konstantin, der den gnostischen Glauben als ketzerisch brandmarkte; das waren die Apostel selbst. Eine abgemilderte Version dieser Philosophie griff bereits im ersten Jahrhundert, wenige Jahrzehnte nach dem Tod Jesu, um sich. Die Apostel bemühten sich in ihren Lehren und Schriften nach Kräften darum, diese Überzeugungen zu verdammen, weil sie im Widerspruch zu der Wahrheit Jesu, die sie mit eigenen Augen bezeugt hatten, standen.
Beachten Sie in diesem Zusammenhang zum Beispiel, was der Apostel Johannes gegen Ende des ersten Jahrhunderts schrieb:
„Wenn nun jemand behauptet, Jesus sei gar nicht Christus, der von Gott gesandte Retter, muss der nicht ein Lügner sein? Wer den Vater und den Sohn leugnet, ist ohne jeden Zweifel ein Antichrist. Denn wer sich gegen den Sohn stellt, der stellt sich auch gegen den Vater.“ (1 Johannes 2:22)
Gemäß der Lehre der Apostel verdammten die Führer der Frühkirche die Gnostiker einheitlich als einen Kult. Der Kirchenvater Irenäus bestätigte in seinen Schriften 140 Jahre vor dem Konzil von Nizäa, dass die Gnostiker von der Kirche als Häretiker verdammt worden seien. Auch lehnte er ihre „Evangelien“ ab. Unter Verweis auf die vier Evangelien des Neuen Testaments sagte er jedoch: „Es ist nicht möglich, dass es mehr oder weniger als die Zahl der Evangelien gibt, die uns vorliegen.“[9]
Der christliche Theologe Origenes schrieb Folgendes Anfang des dritten Jahrhunderts, also über hundert Jahre vor Nizäa:
Ich kenne ein bestimmtes Evangelium, das „das Evangelium nach Thomas“ genannt wird, und ein „Evangelium nach Matthias“, und wir haben viele andere gelesen – damit uns niemand auf irgendeine Weise als dumm ansieht wegen jener, die sich der Vorstellung hingeben, sie besäßen ein gewisses Wissen, wenn ihnen diese bekannt sind. Ungeachtet dessen haben wir unter all diesen nur jene genehmigt, welche die Kirche anerkannt hat, was heißt, dass nur die vier Evangelien akzeptiert werden sollten.[10]
Und das sind die Worte eines hochgeschätzten Führers der Frühkirche. Die Gnostiker galten lange vor dem Konzil von Nizäa als ein nicht-christlicher Kult. Es gibt aber noch weitere Beweise, die die Behauptungen in Sakrileg in Zweifel ziehen.
Wer ist hier sexistisch?
Brown deutet an, dass eines der Motive für das angebliche Verbot der gnostischen Schriften in dem Wunsch bestanden habe, Frauen in der Kirche zu unterdrücken. Ironischerweise ist es aber das gnostische Thomas-Evangelium, das Frauen ins zweite Glied rückt. Es endet mit dem folgenden staunenerregenden Satz (mit dem angeblich Petrus zitiert wird): „Lasst Maria von uns ziehen, weil Frauen des Lebens nicht würdig sind.“ [11] Dann sagt Jesus angeblich zu Petrus, er würde Maria zu einem Manne machen, damit sie das himmlische Königreich betreten dürfe. Das heißt nichts anderes, als dass Frauen minderwertig sind. Angesichts derart offen bekundeter Überzeugungen kann man sich nur schwer vorstellen, dass die gnostischen Schriften ein Aufruf zur Befreiung der Frauen sein sollen.
In deutlichem Gegensatz dazu behandelte der Jesus der biblischen Evangelien Frauen stets mit Würde und Achtung. Revolutionäre Verse wie dieser aus dem Neuen Testament waren für die Versuche, Frauen einen höheren Status zu sichern, von grundlegender Bedeutung:
„Jetzt ist es nicht mehr wichtig, ob ihr Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, Männer oder Frauen seid: In Christus seid ihr alle eins.“
(Galater 3:28).
Hier anklicken, um Seite 8von 10 über „Hat es wirklich eine da Vinci-Verschwörung gegeben?“ zu lesen