Vor zweitausend Jahren setzte ein Mann namens Jesus Christus Fuß auf die Erde. Und seitdem ist nichts mehr so, wie es einmal war. Heute noch stellen sich viele die Frage: „Wer war dieser Mensch, der unsere Vorstellung von Gott und von uns selbst verändert hat?“ Zwar stellte Jesus radikale Behauptungen über seine Identität auf, aber er trat auch als mitfühlender, demütiger Diener mit dem Auftrag auf, uns vor der Sünde zu retten.
Jesus war denen, die die ihn sahen und hörten, ein Mysterium. Für die Massen war er ein großer Arzt, der Blinde, Taube und Gelähmte heilte. Den Geknechteten und Ausgestoßenen brachte er Hoffnung. Für seine Feinde war er ein Hochstapler. Für seine Anhänger war er der verheißene Messias.
Aber behauptete Jesus wirklich, Gott zu sein, so wie es die Christen glauben?
Im Mittelpunkt des Christseins steht der Glaube, dass Gott in der Person seines Sohnes, Jesus Christus, auf die Erde kam. Diejenigen, die Jesus selbst sahen und über ihn schrieben, nannten ihn den Schöpfer des Universums. Ravi Zacharias, der in einer Religionsgemeinschaft aufwuchs, die viele Götter kennt, schreibt über Jesus Christus als einen vollständigen Menschen und einen vollständigen Gott.
Hier also haben wir den Mann aus Nazareth, der behauptete, sein Ursprung liege im Himmel und sein Vater sei nichts weniger als Gott selbst – ein Sohn, der weder aus einem Geschlechtsakt noch aus der Notwendigkeit einer Gemeinschaft hervorgegangen sei, sondern der der höchste Ausdruck von Gott im Fleische sei und der eine ewige Gemeinschaft mit dem Vater bilde.[1]
J. I. Packer erklärt es so: „Das Evangelium berichtet, dass unser Schöpfer unser Erlöser geworden ist.“[2] Weil diese Überzeugung ein zentrales Motiv des Christentums ist, ist die Verleugnung der Gottheit Jesu Christi ein Dolchstoß ins Herz der christlichen Botschaft.
Aber hat Jesus wirklich behauptet, Gott zu sein, oder hat sich diese Lehre erst mit der Zeit entwickelt? Da Jesus Aramäisch (einen Dialekt des Hebräischen) sprach, müssen wir uns bewusst machen, was seine Behauptungen für seine Aramäisch sprechenden Zuhörer bedeuteten. Wie reagierten sie darauf?
Da seine jüdischen Zuhörer zutiefst in den hebräischen Schriften bewandert waren, müssen wir die Behauptungen Jesu über sich selbst im Lichte ihrer Lehre von Gott verstehen.
Hat Jesus gelehrt, dass Gott eins ist?
Die Bibel offenbart Jesus als den alleinigen Schöpfer des Universums. Er ist unendlich, ewig, allmächtig, allwissend, persönlich, rechtschaffen, liebend, gerecht und heilig. Er hat uns in seinem Bild und zu seiner Freude geschaffen. Nach der Bibel schuf uns Gott für ein ewiges Verhältnis mit sich selbst. (Mehr über diese Beziehung finden Sie hier: https://y-jesus.org/german/wwrj/7-jesus-relevant/).
Als Gott 1500 Jahre vor Christus im brennenden Busch mit Moses sprach, bekräftigte er mit Nachdruck, dass er der einzige Gott ist, den es gibt. Er sagte Moses, sein Name sei Jahwe (ICH BIN). (Die meisten von uns kennen die deutsche Übersetzung Jehova oder HERR besser.[3]) Seitdem lautet der grundlegende Gebetsvers (Schma) des Judentums wie folgt:
„Hört, ihr Israeliten! Der Herr ist unser Gott, der Herr allein.” (Deuteronomium 6:4)
Es war eine von einem monotheistischen Glauben geprägte Welt, in die Jesus kam, in der er wirkte und in der er Behauptungen aufstellte, die alle, die sie hörten, in Erstaunen versetzten. Und nach Ray Stedman ist Jesus das zentrale Thema der hebräischen Schriften.
Hier ist in Gestalt eines lebenden, atmenden Menschen der Eine, der alle Symbole und Prophezeiungen vom ersten Buch Mose bis zum Buch des Propheten Maleachi mit Leben erfüllt und bewahrheitet. Wenn wir vom Alten zum Neuen Testament übergehen, stellen wir fest, dass eine Person, Jesus von Nazareth, im Brennpunkt beider Bücher steht.[4]
Aber die Tatsache, dass die Christen glauben, dass Jesus nicht nur Gott, sondern auch die Erfüllung der alttestamentlichen Prophezeiungen sei, bedeutet nicht, dass er von sich behauptete, Gott zu sein. Wir müssen uns folgende Frage stellen: Hat sich Jesus mit Jahwe gleichgesetzt, dem einzigen wahren Gott, der im brennenden Busch mit Moses sprach?
Um diese Frage beantworten zu können, wollen wir einen näheren Blick darauf werfen, welche Namen Jesus für sich selbst verwendete und was diese Namen für seine jüdischen Zuhörer bedeuteten. Wer behauptete Jesus ihrer Meinung nach zu sein?
Hat Jesus den Namen Gottes für sich selbst benutzt?
Als Jesus sein Wirken begann, lockten seine Wundertaten und seine radikale Lehre sofort riesige Menschenmengen an, die für helle Aufregung sorgten. Als seine Popularität in dem Maß zunahm, indem er die Massen anzog, begannen die Führer des jüdischen Volkes (Pharisäer, Sadduzäer und Schriftgelehrte), Jesus als eine Bedrohung wahrzunehmen. Und somit suchten sie auf einmal nach Möglichkeiten, um ihm eine Falle zu stellen.
Eines Tages, als Jesus mit Pharisäern im Tempel ein Streitgespräch führte, sagte er ihnen plötzlich, er sei „das Licht der Welt“. Wenn man sich diese Szene bildlich vorstellt, wirkt es geradezu grotesk, dass ein nicht sesshafter Zimmermann aus der Tiefebene Galiläas diesen Religionswissenschaftlern erzählt, er sei „das Licht der Welt“. Da sie selbst Jahwe für das Licht der Welt hielten, entgegneten sie ungehalten:
„Du bist doch wieder nur dein eigener Zeuge. Das beweist noch lange nicht, dass du die Wahrheit sagst.“ (Johannes 8:13 Hfa)
Darauf sagte Jesus ihnen, dass einst, vor 2000 Jahren, Abraham sein Kommen vorausgesehen habe. Ihre Antwort zeugte von ihren Zweifeln:
„Du bist noch nicht einmal fünfzig Jahre alt und willst Abraham gesehen haben?“ (Johannes 8:57 Hfa)
Und dann schockierte Jesus sie mit seinen weiteren Worten, die kein gewöhnlicher Mensch jemals auszusprechen wagen würde:
„Ich sage euch die Wahrheit: Lange bevor Abraham überhaupt geboren wurde, war ich da.“ (Johannes 8:58 Hfa)
Aus heiterem Himmel behauptete dieser unorthodoxe Zimmermann, der auf keine religiöse Ausbildung verweisen konnte, schon immer existiert zu haben. Darüber hinaus verwendete er den Titel „Ich bin da“ (ego eimi), den heiligen Namen Gottes, für sich selbst! Diese Religionsexperten gingen ganz in den alttestamentlichen Schriften auf und erklärten einzig und allein Jahwe zu Gott. Sie kannten die Schrift in den Worten Jesajas:
„Ich bin der einzige Gott. Es gibt keinen Gott, der vor mir da war, und es wird auch in Zukunft nie einen anderen geben.Ich, der Herr, bin der einzige Gott. Nur ich kann euch retten.“ (Jesaja 43:10, 11 Hfa)
Man kann leicht den Zorn derer verstehen, denen bewusst wurde, dass Jesus von sich selbst als Gott sprach. Da die Strafe für Gotteslästerung Tod durch Steinigung lautete, griffen die jüdischen Wortführer nach Steinen, um Jesus damit umzubringen. An dieser Stelle hätte Jesus sagen können: „Wartet mal! Ihr habt mich falsch verstanden – ich bin nicht Jahwe.“ Aber Jesus nahm seine Aussage in keinen Teilen zurück, auch wenn er damit das Risiko einging, getötet zu werden.
C. S. Lewis erklärt ihre Wut so:
„Er sagt … ‚Ich bin der eingeborene Sohn des einen Gottes; ich war da vor Abraham‘. Sie müssen berücksichtigen, was die Worte ‚ich bin‘ auf Hebräisch bedeuteten. Sie waren der Name Gottes, der von keinem menschlichen Wesen ausgesprochen werden darf – der Name, dessen Äußerung den Tod bedeutete.“[6]
Nun mögen manche behaupten, es habe sich hier um einen Einzelfall gehandelt und dass Jesus nicht beabsichtigt habe, Gottes heiligen Namen auf sich selbst anzuwenden. Allerdings gebrauchte Jesus „Ich bin“ auch bei mehreren anderen Gelegenheiten für sich selbst. Stellen Sie sich ihre Reaktion auf die anderen radikalen Ansprüche Jesu vor:
- „Ich bin das Licht der Welt.“ (Johannes 8:12)
- „Ich bin der Weg, ich bin die Wahrheit, und ich bin das Leben“ (Johannes 14:6)
- „Ohne mich kann niemand zum Vater kommen.“ (Johannes 14:6) [„Ich bin der einzige Weg zum Vater.“]
- „Ich bin die Auferstehung, und ich bin das Leben.“ (Johannes 11:25)
- „Ich bin der gute Hirte.“ (Johannes 10:11)
- „Ich allein bin die Tür.“ (Johannes 10:9)
- „Ich bin dieses Brot, das von Gott gekommen ist und euch das Leben gibt.“ (Johannes 6:51)
- „Ich bin der wahre Weinstock.“ (Johannes 15:1)
- „Ich bin das A und O.“ (Offenbarung 1:7, 8)
Würden diese Behauptungen nicht von Gott selbst stammen, hätte man Jesus, wie Lewis anmerkt, für einen Geisteskranken gehalten. Was Jesus für all jene, die ihn hörten, aber glaubwürdig machte, waren seine kreativen, von Mitgefühl gezeichneten Wunder. Darüber hinaus waren sie von seiner Weisheit und seiner Respekt einflößenden Lehre tief beeindruckt.
Jesus bezeichnete sich bei mehreren Gelegenheiten als der „Menschensohn“ und der „Sohn Gottes“. Wir wollen die Bedeutung dieser Namen unter Berücksichtigung dessen näher untersuchen, was seine jüdischen Zuhörer darunter verstanden.
Was verstand Jesus unter dem Begriff „Menschensohn“?
Jesus nennt sich im Neuen Testament über achtzig Mal der „Menschensohn“. Was aber meinte Jesus mit diesem Namen, und was bedeutete er für seine jüdischen Zuhörer?
Packer schreibt, die Bezeichnung „Menschensohn“ beziehe sich auf die Rolle Jesu als Retter und König, womit die Prophezeiung in Jesaja 53 erfüllt werde.[7] Jesaja 53 ist die umfassendste prophetische Passage über das Kommen des Messias und stellt ihn ganz eindeutig als den leidenden Retter dar. Jesaja hatte den Messias auch als „mächtigen Gott“, „immerwährenden Vater“ und „Friedensfürst“ bezeichnet. Aus Jesaja 9:6 geht hervor, dass der Messias sowohl Mensch als auch Gott sein würde.
Im Kontext betrachtet scheint es offensichtlich, dass Jesus sich selbst als die Erfüllung der Prophezeiung Daniels vom „Menschensohn“ bezeichnete. Daniel prophezeit, dass dem Menschensohn die Gewalt über die Menschheit übergeben und er angebetet werden würde:
Doch ich sah noch mehr in meiner Vision: Mit den Wolken am Himmel kam einer, der aussah wie ein Mensch.Man führte ihn zu dem alten Mann,der ihm Macht, Ehre und königliche Würde verlieh. Die Menschen aller Länder, Völker und Sprachen dienten ihm. (Daniel 7:13, 14)
Jesus sagte, dass er bei seiner Rückkehr zur Erde Daniels Prophezeiung des Menschensohns erfüllen werde.
„Doch dann werden alle Völker sehen, wie der Menschensohn in den Wolken mit großer Macht und Herrlichkeit kommt.“ (Lukas 21:27)
Wer also ist dieser „Menschensohn“, und warum wird er angebetet, wenn doch Gott allein angebetet werden darf? Sowohl seine Behauptung, der „ICH BIN“ zu sein, als auch sein Anspruch, der Menschensohn zu sein, verweisen auf seine Göttlichkeit.
Was verstand Jesus unter dem Begriff „Sohn Gottes“?
Jesus beanspruchte auch, der „Sohn Gottes“ zu sein. Dieser Titel bedeutet natürlich nicht, dass Jesus der biologische Sohn Gottes ist. Er impliziert aber auch keine Minderwertigkeit, da ja auch kein menschlicher Sohn seinem Vater gegenüber von geringerem Wert ist. Ein Sohn besitzt die DNA seines Vaters, und obwohl er anders ist, sind doch beide als Menschen gleichwertig.
Forscher erklären, dass der Begriff „Sohn Gottes“ in den ursprünglichen Sprachen der Bibel auf ein Ebenbild oder „den gleichen Rang“ verweist. Jesus wollte damit sagen, dass er ein göttliches Wesen besitzt oder – um es mit einem Begriff des 21. Jahrhunderts zu sagen – „die DNA Gottes“. Professor Peter Kreeft erklärt den Sachverhalt so:
„Was meinte Jesus, als er sich als der ‚Sohn Gottes‘ bezeichnete? Der Sohn Gottes ist ein Mensch. (Sowohl ‘Sohn‘ als auch ‘Mensch‘ bedeuten traditionell Männer und Frauen gleichermaßen.) Der Sohn eines Affen ist ein Affe. Der Sohn eines Hundes ist ein Hund. Der Sohn eines Haifisches ist ein Hai. Und somit ist der Sohn Gottes Gott. ‚Sohn Gottes‘ ist ein göttlicher Titel.“[8]
Jesus bezeichnete seinen Vater wieder und wieder als Gott. Und in Johannes 17 nennt er ihn „den einen wahren Gott“. Im gleichen Absatz spricht Jesus jedoch auch von der Herrlichkeit, in der er und sein Vater gemeinsam lebten, bevor die Welt begann. Wie hätte Jesus seit Ewigkeiten mit dem Vater existieren können, wenn er und sein Vater nicht das gleiche göttliche Wesen gemein hätten?
Packer erklärt, was Jesus mit dem Begriff „Sohn Gottes“ sagen wollte.
Wenn die Bibel Jesus als den Sohn Gottes verkündet, dann ist diese Aussage als Geltendmachung seiner besonderen persönlichen Göttlichkeit zu verstehen.[9]
Der Gebrauch der Namen „ICH BIN“, „Menschensohn“ und „Sohn Gottes“ verweist auf die Tatsache, dass er Gleichheit mit Gott beanspruchte. Und mit Sicherheit haben die Führer des jüdischen Volkes ihn genau so verstanden.
Aber wenn Jesus wirklich behauptete, Gott zu sein, hat er das dann auch auf andere Weise kundgetan? Um das herauszufinden, müsen wir die Taten Jesu während seines dreijährigen Wirkens untersuchen. Hat er mit der Autorität Gottes gesprochen und gehandelt? Oder sprach er, wie Moses und andere Propheten, einfach nur für Gott?
Wie konnte Jesus Sünden vergeben?
In der jüdischen Religion war die Vergebung von Sünden allein Gott vorbehalten. Vergebung ist immer etwas Persönliches; kein Dritter kann das Vergeben für die gekränkte Person übernehmen, insbesondere wenn die verletzte Person Gott ist. Bei mehreren Gelegenheiten handelte Jesus durch das Vergeben von Sündern aber so, als sei er Gott. Seine verblüffende Behauptung, er könne Sünden vergeben, wurde von keinem anderen Propheten der Vergangenheit aufgestellt. Die jüdischen Religionsführer, die beobachteten, wie Jesus die Sünden eines gelähmten Mannes vergab, waren also außer sich.
Markus beschreibt den Vorfall wie folgt: „Aber einige der anwesenden Schriftgelehrten dachten: Das ist Gotteslästerung! Nur Gott allein kann Sünden vergeben.“ (Markus 2: 6, 7)
Genau darum geht es: Was die Vergebung von Sünden betrifft, so hat kein Mensch das Recht oder die Befugnis, für Gott zu sprechen. Lewis stellt sich die Schockreaktion der Menschen vor, die Jesus hörten:
„Und dann kommt der eigentliche Schock“, schreibt Lewis. „Unter diesen Juden tritt plötzlich ein Mann hervor, der so spricht, als sei er Gott. Er behauptet, Sünden zu vergeben. Er sagt, es habe ihn schon immer gegeben. Er sagt, er würde die Welt am Ende der Zeit einem Gericht unterwerfen. Wir wollen uns das klar machen: Unter Pantheisten, z. B. den Indianern, kann eigentlich jeder sagen, er sei Teil Gottes oder eins mit Gott … aber dieser Mann war Jude und konnte daher gar nicht diese Art von Gott meinen. In ihrer Sprache bedeutete Gott das Wesen außerhalb ihrer eigenen Welt, der diese geschaffen hatte und unendlich anders als alles andere war. Und wenn man das einmal verstanden hat, erkennt man, dass das, was dieser Mann sagte, schlichtweg das Schockierendste war, das jemals über die Lippen eines Menschen gekommen ist.“[10]
Was hat Jesus unter „eins mit Gott“ verstanden?
Diejenigen, die Jesus zuhörten, seine moralische Vollkommenheit zur Kenntnis nahmen und Wunder wirken sahen, fragten sich, ob er der seit Langem verheißene Messias sei. Schließlich umringten ihn seine Gegner im Tempel und fragten ihn:
„Wie lange lässt du uns noch im Ungewissen? Wenn du Christus bist, dann sag uns das ganz offen.“
Jesus erwiderte: „All das, was ich im Auftrag meines Vaters getan habe, sollte als Beweis genügen.“ Er verglich seine Anhänger mit Schafen und sagte: „Ihnen gebe ich das ewige Leben, und sie werden niemals umkommen.“ Dann offenbarte er ihnen, dass „mein Vater […] stärker als alle anderen Mächte [ist]“ und dass er seine Taten „in Gottes Auftrag“ ausgeführt habe. Die Demut Jesu muss entwaffnend gewesen sein. Dann aber ließ er eine Bombe platzen und sagte ihnen (Johannes 10:25-30):
„Ich und der Vater sind eins.“
Manche meinen, Jesus habe damit nur zum Ausdruck bringen wollen, dass er mit Gott einig sei. Wenn Jesus aber lediglich sagen wollte, er stimme mit Gott überein, warum hoben die Juden dann Steine auf, um ihn damit zu töten? Ihr Verständnis der Behauptung Jesu, eins mit dem Vater zu sein, wurde im weiteren Verlauf des Gesprächs deutlich.
Jesus fragte sie: „In Gottes Auftrag habe ich viele gute Taten vollbracht. Für welche wollt ihr mich töten?“
Sie antworteten: „Nicht wegen einer guten Tat sollst du sterben, […] sondern weil du nicht aufhörst, Gott zu lästern. Du bist nur ein Mensch und behauptest trotzdem, Gott zu sein. (Johannes 10:33)
War Jesus das Ebenbild Gottes?
Als Jesus seine Jünger auf sein bevorstehendes Sterben am Kreuz und seinen Abschied vorbereitete, wollte Thomas wissen, wohin er gehe und wie man dahin komme. Jesus antwortete ihm:
„Ich bin der Weg, ich bin die Wahrheit, und ich bin das Leben. Ohne mich kann niemand zum Vater kommen. Kennt ihr mich, dann kennt ihr auch meinen Vater.Von jetzt an kennt ihr ihn; ja, ihr habt ihn schon gesehen!“ (Johannes 14:5-9)
Die Jünger sind verwirrt. Dann ergreift Philippus das Wort und bittet Jesus: „[Z]eig uns den Vater.“ Jesus antwortet Philippus mit diesen schockierenden Worten:
„Ich bin nun schon so lange bei euch, und du kennst mich noch immer nicht, Philippus? Wer mich gesehen hat, der hat auch den Vater gesehen!“
Eigentlich sagt Jesus also: „Philippus, wenn du den Vater sehen willst, dann must du nur mich ansehen!“ In Johannes 17 offenbart Jesus, dass sein Eins-Sein mit seinem Vater schon seit aller Ewigkeit besteht, „bevor die Welt erschaffen wurde“. Jesus zufolge hat es nie eine Zeit gegeben, während der er nicht an Gottes Herrlichkeit und Wesen teilnahm.
Es waren nicht nur die Feinde Jesu, die angesichts dieser kühnen Aussage perplex waren. John Piper schreibt:
„Die Freunde und Feinde Jesu waren angesichts dessen, was er sagte und tat, immer wieder erstaunt. Er ging, augenscheinlich wie ein ganz gewöhnlicher Mensch, die Straße entlang, um sich auf einmal umzudrehen und Dinge zu sagen wie ‚Lange bevor Abraham geboren wurde, war ich da‘ oder ‚Wer mich gesehen hat, der hat auch den Vater gesehen.‘ Oder er sagte, nachdem man ihn der Gotteslästerung bezichtigt hatte, mit ruhiger Stimme: ‚[D]er Menschensohn [hat] die Macht […], hier auf der Erde Sünden zu vergeben.‘ Zu den Toten sagte er einfach ‚Komm heraus‘ oder ‚Steh auf‘. Und sie gehorchten ihm. Zur stürmischen See sagte er: ‚Sei still!‘ Und einem Laib Brot gebot er: ‚Werde zu Tausenden von Mahlzeiten.‘ Und all das trug sich auf der Stelle zu.“ [11]
Warum hat sich Jesus anbeten lassen?
Es gibt in den hebräischen Schriften nichts Grundlegenderes als die Tatsache, dass Gott allein angebetet werden darf. Folglich lautet das erste der heiligen Zehn Gebote:
„Du sollst außer mir keine anderen Götter verehren.“ (Exodus 20:3 Hfa)
Die furchtbarste Sünde, die ein Jude begehen konnte, bestand darin, dass er ein anderes Wesen als Gott anbetete oder sich selbst anbeten ließ. Wenn Jesus also nicht Gott ist, käme es einer Gotteslästerung gleich, würde er sich anbeten lassen. Deshalb sind die Worte seines Jüngers Thomas so wichtig.
Nach der Auferstehung Jesu erzählten die anderen Jünger Thomas, sie hätten den lebendigen Herrn gesehen. (Johannes 20:24-29). Der skeptische Thomas spottete darüber und meinte, er würde ihnen erst dann glauben, wenn er seine Finger in die Nagelwunden in den Händen Jesu und in seine durchbohrte Seite legen könne.
Acht Tage später hatten sich die Jünger in einem verschlossenen Raum versammelt, als Jesus plötzlich vor ihnen erschien. Jesus blickte Thomas an und sagte ihm: „Leg deinen Finger auf meine durchbohrten Hände.Gib mir deine Hand und leg sie in die Wunde an meiner Seite.“
Thomas brauchte keine weiteren Beweise. Er glaubte sofort und rief, an Jesus gewandt, aus:
„Mein Herr und mein Gott!“
Thomas hätte ihn einfach auch nur „Herr“ nennen können. Er nannte Jesus aber auch „Gott“ und betete ihn an. Wäre Jesus nicht Gott, hätte er Thomas sicherlich sofort zurechtgewiesen. Statt Thomas aber dafür zu tadeln, dass er ihn als Gott anbetete, lobte Jesus ihn und sagte:
„Du glaubst, weil du mich gesehen hast. Wie glücklich können erst die sein, die mich nicht sehen und trotzdem glauben.“
Jeus ließ sich bei neun dokumentierten Anlässen anbeten. Im Kontext des jüdischen Glaubens bestätigt die Bereitschaft Jesu, sich anbeten zu lassen, seinen Anspruch auf Göttlichkeit. Das verstanden die Jünger aber erst nach der Himmelfahrt Jesu so richtig. Bevor Jesus die Erde verließ, trug er seinen Aposteln auf, neue Jünger „im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ zu taufen (Matthäus 28:19), womit er sich selbst und den Heiligen Geist auf eine Stufe mit dem Vater anhob.[12]
War Jesus das A und O?
Während der Apostel Johannes auf der Insel Patmos im Exil war, offenbarte Jesus ihm in einer Vision die Ereignisse, die am Ende der Tage stattfinden werden. In dieser Vision beschreibt Johannes die folgende, unglaubliche Szene:
„>Seht! Jesus Christus wird in den Wolken kommen. Alle Menschen werden ihn sehen, auch die, die ihn ans Kreuz geschlagen haben. […] Gott, der Herr, spricht: ‚Ich bin der Anfang, und ich bin das Ziel, das A und O.‘Ja, er ist immer da, von allem Anfang an, und er wird kommen: der Herr über alles.“
Wer also ist diese Person, die „das A und O“, „Gott, der Herr“ und „Herr über alles“ genannt wird? Es heißt, sie sei „ans Kreuz geschlagen“ worden. Nun, genau das ist Jesus widerfahren.
Dann sieht Johannes Jesus auf einem Thron, während er über Menschen aus allen Ländern richtet. „Ich sah einen großen, weißen Thron und den, der darauf saß. . . . Der auf dem Thron saß, sagte . . . ‚Ich bin der Anfang, und ich bin das Ziel, das A und O.‘“ (Offenbarung 20:11; 21:6)
Der Herr, Jesus Christus, ist derjenige, der von dem großen, weißen Thron aus regiert. Jesus hatte seinen Jüngern schon erzählt, dass er der letzte Richter über die Menschen sein werde. Dann beseitigt Jesus jeden Zweifel daran, dass er wirklich Gott ist:
„Wer durchhält und den Sieg erringt, wird dies alles besitzen. Ich werde sein Gott sein, und er wird mein Kind sein.“ (Offenbarung 21:7)
Hat Jesus also behauptet, Gott zu sein? Er tat das, indem er sich als „ICH BIN“ bezeichnete. Er tat das, indem er sich als den Menschensohn bezeichnete. Er tat sich, indem er sich der Sohn Gottes nannte. Er tat das, indem er Sünden vergab. Er tat das, indem er sich anbeten ließ. Und er tat das in der Offenbarung, indem er sagte: „Ich werde sein Gott sein.“
C. S. Lewis kommt zu dem Schluss, dass die wahre Identität Jesu Christi Gott und Mensch zugleich ist.
Was jenseits allen Raums und aller Zeit liegt, was nicht geschaffen wurde und ewig ist, ist in die Natur gekommen, in sein eigenes Universum herabgestiegen und wieder auferstanden.[13]
Warum ist Gott in die Welt gekommen?
Die Frage lautet: „Warum?“ „Warum sollte Gott in seine eigene Schöpfung herabsteigen, um einer von uns zu werden?“ Die Antwort finden wir in Johannes 3:16:
Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt,Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen, sondern das ewige Leben haben.
In anderen Worten: Gottes große Liebe für uns war der Grund dafür, dass Jesus Christus in die Welt kam, Mensch wurde und für uns am Kreuz starb. Erst durch seinen Tod wurde die Vergebung unserer Sünden möglich, und seine Auferstehung verleiht uns die Gewissheit eines ewigen Lebens mit ihm. Es ist eine erstaunliche Tatsache, dass unser uns liebender Schöpfer eine persönliche Beziehung mit uns wünscht, die ewig fortbesteht!
Lewis entdeckte, dass eine persönliche Beziehung zu Jesus seinem Leben einen Sinn, eine Bedeutung und eine Freude verlieh, die alle seine Träume übertraf. Aber diese Wahl muss jeder von uns für sich alleine treffen. Lewis hat seine Entscheidung nie bereut. Und Sie? Haben Sie Ihre Entscheidung getroffen?
Manche Menschen glauben, dass Christsein bedeutet, dass man eine Liste mit Regeln einhält. Andere glauben, man müsse in die Kirche gehen, um Christ sein zu können. Aber was hat Jesus wirklich über Gott, über sich selbst und über uns gesagt?
Mehr über die an Sie persönlich gerichtete Botschaft Jesu zu erfahren. (https://y-jesus.org/german/wwrj/7-jesus-relevant/)
Glaubten die Apostel, dass Jesus Gott ist?
Wenn Jesus Gott ist, sollten wir erwarten, dass seine ihm am meisten verbundenen Jünger seine Göttlichkeit in ihren schriftlichen Zeugnissen bezeugten. Glaubten die Apostel wirklich, dass Jesus Gott ist? Die Antwort zu lesen. (https://y-jesus.org/german/more/jesus-behauptet-gott-zu-sein/)
Endnoten-jesus-behauptet-gott/
- Ravi Zacharias, Jesus Among Other Gods (Nashville: Word, 2000), 39.
- J. I. Packer, Knowing God (Downers Grove, IL: InterVarsity, 1993), 189.
- The Hebrew Scriptures sometimes join Yahweh (Jehovah) with an additional word to emphasize God’s dealing with man. “Yahweh Elohim” and “Adonai Yahweh” are translated “Lord God,” and “Yahweh Sabaoth” is translated “Lord of hosts.” (C.I Scofield, The Scofield Reference Bible (New York: Oxford University Press, 1996), 6, 983.
- Ray C. Stedman, Adventuring Through the Bible (Grand Rapids, MI: Discovery House, 1997), 479.
- Ego eimi is the Greek equivalent of the Hebrew name Isaiah used to describe God in Isaiah 43:10, 11. Dr. James White notes, “The closest and most logical connection between John’s usage of ego eimi and the Old Testament is to be found in the Septuagint rendering of a particular Hebrew phrase, ani hu in the writings (primarily) of Isaiah. The Septuagint translates the Hebrew phrase ani hu as ego eimi in Isaiah 41:4, 43:10 and 46:4.” (http://www.aomin.org/EGO.html)
- C. S. Lewis, God in the Dock (Grand Rapids, MI: Eerdmans, 2,000), 157.
- Packer, 198.
- Why I am a Christian, Norman L. Geisler, Paul K. Hoffman, eds, “Why I Believe Jesus is the Son of God” (Grand Rapids, MI: Baker Books, 2001), 223.
- Packer, 57.
- C.S. Lewis, Mere Christianity (San Francisco: HarperCollins, 1972), 51.
- John Piper, The Pleasures of God (Sisters, OR: Multnomah, 2000), 35.
- Christians believe that there is one God who exists in three distinct, equal Persons: the Father, the Son, and the Holy Spirit (trinity). No earthly analogy can adequately explain how one God can exist as three Persons. However, two scientific examples illustrate how one entity can exist in multiple forms. 1. Light exists as a duality, appearing in nature as both a wave and a particle. 2. The H20 molecule is one essence, yet exists as steam, water, and ice. The God of the Bible, however, is beyond our full comprehension, being infinite, eternal, immutable, omniscient, omnipresent, and omnipotent.
- Lewis, God in the Dock, 80.